- LEUTE
Mit Zange und Eimer dem Schmutz den Garaus machen
Neulich sprach mich ein Sülzer an und schimpfte, wie schmutzig es bei uns im Viertel ist. Da haben wir uns Gedanken gemacht, was hier in unseren Vierteln besser laufen könnte und sind auf tolle Projekte getroffen.
Beim Sammeln gleich trennen
Auf dem Weg in die Gemeinschaftsgrundschule Sankt Nikolaus kommen mir drei Kinder entgegen. Sie halten je eine Tüte in der Hand. Natürlich möchte ich sofort herausfinden, warum für drei Beutel gleich drei Kinder unterwegs sein müssen.
In der Schule in der Bernkasteler Straße lernen schon die Kleinsten, dass Müll nicht einfach auf den Boden geworfen werden sollte. In jeder Klasse stehen drei Mülleimer: ein grauer, ein blauer und ein gelber.
Da fällt mir doch gleich das Lied von der Stunksitzung über den Müll ein: Papier gehört in die blaue, Plastik in die gelbe und Restmüll in die graue. Die Kinder von Isabel Ebertz und ihren Kolleg:innen lernen hier in ihrer Schule, Müll von vornherein zu trennen, Papierschnipsel aufzuheben und diesen in die großen Müllcontainer auf dem Schulhof zu bringen.
Der Hofdienst ist beliebt
Nicht nur in den Schulklassen sammeln die Kinder. Auch auf dem Schulhof gibt es einen Mülldienst. Alle Klassen machen mit. Die Aufgabe übernehmen immer zwei Kinder. Dazu gibt es einen Plan, auf denen alle Klassen verzeichnet sind.
In der Müllhalle stehen vier Eimer und vier Zangen, mit denen sie sich nach den großen Pausen „bewaffnen“. Dann haben sie 15 Minuten Zeit, alles, was fallengelassen wurde, aufzuheben und in die Container zu bringen. Natürlich gehört auch dazu, Reste aufzuheben, die beim Müllwegwerfen aus den Klassen neben den Container gefallen sind. Manch Ersti reicht halt eben noch nicht ganz an die großen Mülleimer heran.
Und das soll Spaß bereiten? Ja, denn so haben die Kinder ein wenig mehr Zeit auf dem Schulhof und das lieben alle. „Wir sind jedenfalls stolz, dass unsere Grundschule zu den besonders sauberen gehört“, erklärt uns Ilsabel Ebertz. Und davon konnten wir uns überzeugen.
Doch vor dem Aufräumen kommt das Vermeiden
Besser noch als Reinemachen ist das Müll vermeiden. Für Schulkinder geht das einfach: Wenn das Essen in einer wiederverwendbaren Dose verstaut ist, benötigen sie keine Tüte, die im Müll landet. Apfelscheiben brauchen keine extra Folie in der Frühstücksdose und auch die Trinkflaschen sind wiederverwendbar. In der Gemeinschaftsgrundschule Sankt Nikolaus gehört das zum Unterricht und wird auch so in der Nachmittagsbetreuung und bei Ausflügen gemacht.
Müll vor der Realschule
Die Theodor-Heuss-Realschule in der Euskirchener Straße Ecke Sülzgürtel hat mit anderen Müllproblemen zu kämpfen. Ihr Schulgarten liegt direkt vor der Schule an einer belebten Kreuzung. Natürlich gehört für die Schülerinnen und Schüler zur Gartenarbeit, dort anfallenden Müll wegzuräumen und auch das eine oder andere Papierschnipselchen, das beim Vorbeigehen unachtsam auf den Boden fallen gelassen wird. Auch hier stehen Mülleimer.
Weihnachtsbäume ablegen ist gefährlich für Tiere
„Manche Anwohnerinnen und Anwohner des Viertels glauben jedoch, dass dies ein Abstellplatz für Weihnachtsbäume ist“, sagt Kerstin Degen. So mussten die Schülerinnen und Schüler der Lehrerin von der Realschule nach Weihnachten erst bei der Stadt nachfragen, wo die Bäume abgeholt werden. Dann mussten sie sie selbst dorthin bringen.
Zudem ist das sehr gefährlich für die vielen in der Schulgarten-Hecke lebenden Tiere. Zwischen dem Totholz finden sie im Winter ihre Ruhe, die durch das Ablegen von Müll oder gar ganzen Bäumen empfindlich gestört wird. Die Nadeln schaden zudem den Boden.
Schulprojekte der Abfallwirtschaft Köln
Das Umweltbildungsteam der Abfallwirtschaftsbetriebe Köln, kurz AWB, bietet Schuleinheiten zum Thema Müll und Müllvermeidung an. Die Kolleginnen kommen in die Schule oder laden zu einer Betriebshofführung am Maarweg in Ehrenfeld oder in der Christian-Sünner-Straße in Kalk ein. Leider sind die Anmeldezeiten dafür lang.
Mit der Aktion „Kölle putzmunter“ ruft die AWB zu lokalen Aktionen auf, damit die Stadt sauberer wird. Dabei können Schulklassen, Vereine oder auch Jede und Jeder aus dem Viertel eine Aktion anmelden. Sie erhalten kostenfrei Handschuhe und Müllsacke von der AWB. Nach der Aktion holt der Betrieb den gesammelten Müll ab, um ihn zu entsorgen. Mit einer solchen Aktion können alle zu einem liebenswerten und sauberen Viertel beitragen. „Für ein solches Kinderprojekt der AWB könnten wir uns auch bewerben“, meint Ilsabel Ebertz. „Und dann könnten wir unser Müllsammeln auch mal vor das Tor der Schule ausweiten.
Mülltüte greifen, Handschuhe anziehen und dann geht es los
Kurz vor Redaktionsschluss am 3. Juni 2025 treffe ich am Decksteiner Weiher eine Gruppe, die sich das Schöne mit dem Wichtigen verbindet: Sie sammeln für „Kölle putzmunter“ den Müll und verbinden das mit einem Spaziergang ums Wasser. Sie waren leicht zu erkennen an den Müllbeuteln mit dem Zeichen der AWB und ihren Handschuhen.
Wusstet ihr schon:
In Köln sammelt die Müllabfuhr jedes Jahr mehr als 230.000 Tonnen Restmüll ein. Das ist das Gewicht von fast 40.000 Elefanten. Die Straßenreinigung säubert Woche für Woche weit über 9.000 Kilometer an Straßen in Köln. Das ist so weit, als würdet ihr zehn Mal von Köln nach Cuxhafen an die Nordsee fahren. Die Teams der Abfallwirtschaft von Köln leeren 23.000 öffentliche Papierkörbe. Auf 40 Menschen kommt also ein öffentlicher Mülleimer.
08.2025 // Redaktion: Hanka Meves-Fricke, Fotos: Sonja Hoffmann, Illustrationen: Julia Regett