- LEBEN
Berauschende Parallelwelten
Brigitte Hoffmann gewinnt 23. Auflage der Kunst im Carrée – Zusätzliche Auszeichnungen für Susanne Lührig, Izabella Chulkowa, Grigori Skrylev und das Lanius Outlet
Mit einem Blütenreigen aus Acryl auf Leinwand überzeugte Malerin Brigitte Hoffmann die Jury von Kunst im Carrée. Unter 80 Teilnehmenden aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Fotografie, Objektkunst und Mixed Media ging Hoffmann im Rahmen der Vernissage zum Themenwettbewerb „Blütenrausch & Blattsalat“ als Siegerin hervor. Ihre Arbeiten werden in der Apotheke am Questerhof (Berrenrather Straße 296) und im Internationalen Caritas Zentrum (Zülpicher Straße 273B) gezeigt. Zusätzliche Auszeichnungen erhielten Susanne Lührig (rosengARTen, Berrenrather Straße 262, Internationales Caritaszentrum, Zülpicher Straße 273B) und Izabella Chulkowa (Esswahres, Berrenrather Straße 363) für ihre Plakatmotive sowie Blindzeichner Grigori Skrylev als Nachwuchskünstler, der im Zuge seiner Tuschskizzen den Blick konstant auf sein Objekt richtet („Der Schmuckdoktor“, Berrenrather Straße 215). Erstmals wurde zudem mit dem „Lanius Outlet Sülz“ (Berrenrather Straße 203) ein Geschäft für das beste Themenschaufenster unter 55 Ausstellungsräumen gewürdigt. Dort präsentiert sich Helen Efe Doghor-Hötter mit ihren Arbeiten. Kuratorin Brigitte Hellwig und Mitinitiator Sebastian Berges von der Interessengemeinschaft Sülz und Klettenberg (ISK) zeigten sich vor rund 100 Personen im voll besetzten Pfarrsaal St. Nikolaus von der großen Teilnehmerlust am Event überrascht. Als Gastredner*innenkonnten die Organisatorinnen Lindenthals scheidende Bezirksbürgermeisterin Corinna Weitekamp (Bündnis 90/Die Grünen) und Bürgermeister Ralph Elster (CDU) gewinnen. Für musikalische Unterhaltung sorgte das kölsche Folk-Duo „Gillman“. Die Ausstellungen sowie ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Lesungen, Konzerten, Kunstspaziergängen und Workshops sind noch bis zum 25. Oktober besuchbar.
Sehnsucht nach Licht
Mit einem bewegenden Statement zum Zustand der Welt, in der ihr die Worte schlichtweg fehlten, traf Bezirksbürgermeisterin Corinna Weitekamp von den Grünen scheinbar einen Nerv, denn gesellschaftskritische Aussagen traten in den Kunstwerken zugunsten gefälliger, ästhetisierter Betrachtungen in den Hintergrund. „Wir alle haben Sehnsucht nach positiven Momenten“, folgerte Sebastian Berges die vielleicht dankbar angenommene Themenvorgabe und deren Lichtbedarf. Mit der Form‑, Farb- und Duftfreisetzung des größten Blumenstraußes der Republik könnte dabei der Eintrag ins Buch der Rekorde gelingen. Unübersehbar finden in der Komposition einer (be)rauschenden Parallelwelt zivilisatorische Realitäten wie Demagogie, Unterdrückung, Korruption, Umweltzerstörung oder Terror keine Leinwand und somit keinen direkten Ausdruck, deuten jedoch den naturgemäßen Verfall alles Schönen an. Die 23. Auflage des Events offeriert dabei temporären Frieden für den medial überfluteten Geist. Dass dabei die künstlerischen Qualitäten vieler Exponate außer Frage stehen und deren Urheber*innen durch das Ausstellungsmodell in den Geschäften gefördert werden, spricht für das mit beträchtlicher Logistik und großem Engagement umgesetzte Unterfangen der Organisatorinnen.
Aus dem Rahmen gefallen
Völlig überrascht zeigte sich Gesamtgewinnerin Brigitte Hoffmann von der Würdigung. „Ich male eigentlich erst seit drei Jahren. Dass ich heute hier den ersten Preis erhalte, haut mich um. Das ist kaum zu fassen. Ich bin sehr dankbar dafür“, staunte die Malerin, deren üppige Acrylwiedergaben von Tulpen, Stiefmütterchen oder Rosen betören. Aus dem Rahmen der Erwartungen fallend präsentiert sich Susanne Lührig mit einem besonderen Exponat: Die für ihre stimmige Herbstaufnahme einer Blütenallee ausgezeichnete Plakatkünstlerin stellt im „rosengARTen“ Songs aus, die via QR-Code abgespielt werden können. Die Texte stammen von Lührig, während die Melodien von einer künstlichen Intelligenz erstellt wurden. Höreindrücke sind unter dem Link www.soundcloud.com/victoriawonderful abrufbar. Zu einem weiteren Highlight der Veedels-Kunst-Tour gestalten sich die Spiegelungen von Martin Robitschka. Dessen Digital Work erweitert einen Blütenmarathon um populäres Gemüse sowie den dringend notwendigen Humor. Zu sehen sind die markanten Werke bei „Composing Springs“ auf dem Gottesweg 169. Die künstlerische Integration lokaler Schüler*innen mit konstruierten „Wunschgärten“ verdeutlicht den bildungspolitischen Stellenwert der Ausstellungsreihe.
Termine
Freitag, 17. Oktober, 17 Uhr, kostenloser Kunst-Spaziergang (Treffpunkt: Atelier Köln-Süd, Luxemburger Straße 295)
Freitag, 17. Oktober, 18.30 Uhr, „Lyrik meets Jazz“ mit Kleebaumnacht und „Jazz Spielvereinigung“ (Impact Café, Luxemburger Straße 190), Eintritt frei
Samstag, 25. Oktober, 13 bis 16 Uhr, Finissage inkl. Live-Zeichnungen von Grigori Skrylev („Der Schmuckdoktor“, Berrenrather Straße 215) und Jubiläumsausstellung Goldschmiede Natascha Overzier (Berrenrather Straße 330), Eintritt frei
www.kunstimcarree.de
10.2025 // Redaktion und Fotos: Thomas Dahl