Armut in Lindenthal

Ein Mann mittleren Alters sitzt in zerschlissenen Kleidern auf dem blanken Beton vor einem Discounter auf der Dürener Straße. Sein Blick ist apathisch ins Nichts gerichtet. Die Körperhaltung ist straff, die Beine zur Straße gestreckt, sein Rücken betont gerade – ein Ausdruck von Disziplin und gleichzeitiger Abgrenzung zu den Passanten, die ihm nicht zu Nahe kommen dürfen. Der Mann trägt keine Schuhe. Die aufgerissenen und angeschwollenen Füße schmerzen auch den Betrachter. Das Sprechen überlässt der Mensch einem Pappstück, das an einer Mülltonne lehnt: „Für Essen. Bitte.“ Nur drei Worte – die das Leben auf den Punkt bringen.