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Veeldesgeschichten: Karolin, Hermann und der Podklaaf – „ne Podcast op kölsch“
In Sülzer Wohnzimmern wird gelacht, gegessen, getrunken, gedöst, gestritten, geweint, getanzt und geplaudert. Letzteres meist auf Hochdeutsch und immer seltener auf Kölsch. Doch in einem ganz bestimmten Sülzer Wohnzimmer wird mit Vorliebe und fast ausschließlich auf Kölsch geplaudert. Und das sogar einmal im Monat in ein Mikrofon!
„Leev Karolin un leeven Hermann! Ihr könnt so schön auf Kölsch ‚schwade‘. Bitte macht etwas, damit wir uns wieder an der ‚kölschen Sproch‘ erfreuen können!“ Diese Bitte brachte den inzwischen 95 Jahre alten Mundartschauspieler und Regisseur Hermann Hertling und die Kölsche Sproch-Kursleiterin Karolin Küpper-Pop im Coronajahr 2021 auf eine besondere Idee. „Wir könnten einen Podcast auf Kölsch aufnehmen!“, erinnern sich die beiden an jene Zeit zurück, in der die kölsche Mundart wegen der Pandemie nicht mehr im Theater gesprochen und gehört werden konnte. „Wir nannten den Podcast ‚Podklaaf‘, was so viel bedeutet wie Klatsch. Wir fanden den Gedanken schön, die kölsche Sproch durch unser regelmäßiges Podcast-Gespräch nicht nur in dieser schwierigen Zeit wieder hörbar zu machen, sondern auch langfristig ein Stück weit zu ‚konservieren‘, sodass man Kölsch auch in 10, 20 oder 30 Jahren noch hören kann“, erklären Karolin und Hermann.
Einmal im Monat gehen die Mikrofone an
Einmal im Monat verwandelt sich die Wohnstube in ein nicht ganz professionelles, dafür aber sehr gemütliches Tonstudio. Mit von der Partie ist seit Anbeginn Karolins Sohn Claudius. Der Philosophie-Doktorand ist in dem Dreierteam für die Technik zuständig — kümmert sich darum, dass die Mikrofone funktionieren, die Aufnahme läuft und, wenn nötig, im Anschluss noch hier und da etwas geschnitten wird. Was sich im Podcast wie ein spontanes Gespräch auf Kölsch anhört, muss im Vorfeld thematisch gut vorbereitet werden: „In unserem Podcast geht es um die Stadtgeschichte, Zeitzeugenberichte, kölsche Kuriositäten, aber auch um aktuelle Themen wie die Kriminalität im Kölner Hauptbahnhof. Jahreszeitenbeiträge kommen im Podklaaf auch nicht zu kurz. So gibt es beispielsweise Winterfolgen, in denen wir uns über Weihnachtsmärkte, den Nikolaus, die heiligen drei Könige und über das Weihnachtsevangelium austauschen. Und das natürlich immer und ausschließlich auf Kölsch!“, sagt Karolin.
Die Liebe zur kölschen Sproch
Aber woher kommt bei den beiden eigentlich die Liebe zur kölschen Sproch? Hermann ist 1930 in Köln-Lindenthal geboren, zunächst im Eigelstein-Viertel und ab seinem siebten Lebensjahr in Riehl aufgewachsen. „Meine Eltern haben darauf bestanden, dass ich zu Hause Hochdeutsch spreche. Es war damals wichtig, seine Kinder auf Hochdeutsch zu erziehen. Ich erinnere mich an einen Mitschüler, der ausschließlich auf Kölsch großgezogen wurde. In der Schule musste er das Hochdeutsche wie eine Fremdsprache lernen und wurde von den anderen wie ein Klassendepp behandelt. Die kölsche Sproch habe ich als Kind beim Spielen auf der Straße erlernt“, erinnert sich der 95 Jahre alte Podcast-Host. Den Mundartschauspieler, Regisseur und Geschichtenerzähler begeistert die kölsche Sprache bis zum heutigen Tag. Von 1984 bis 2010 war er Spielleiter des Theaters Kumede vom Kölner Heimatverein. Bei der Theatergemeinschaft Kölsche Bredder e.V. ist Hermann nicht nur Ehrenmitglied, sondern auch als leidenschaftlicher Mitspieler und manchmal als Regisseur im Einsatz. „ Ijal wie sehr ich mir Mühe jebe, Hochdeutsch zu sprechen, der kölsche Einschlag kütt immer wieder durch!“ lacht Hermann. Auch Karolin hät en kölsche Siel: „Ich habe schon als Kind den Karneval und die kölsche Lebensart geliebt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals ein kölsches Karnevalslied gelernt habe. Gefühlt konnte ich die schon immer singen!“ Die promovierte Kursleiterin unterrichtet an der Akademie „för uns kölsche Sproch“ Menschen, die Lust haben die kölsche Sprache zu erlernen. Zur Vorbereitung oder Nachbereitung des Kölsch-Unterrichtes ist es übrigens oft sinnvoll, in die ein oder andere Podklaaf – Folge zu lauschen. Aber auch für alle anderen: Ganz gleich, ob Sülzer*innen, Klettenberger*innen, Kölner Urgesteine, Wahlkölner*innen oder Rheinland-Fans: Alle sind herzlich eingeladen, dem lehrreichen, kurzweiligen und unterhaltsamen kölschen Klaaf von Karolin und Hermann zu lauschen!
Info: Podklaaf – „ne Podcast op kölsch“
Den kölschen Podcast von Hermann Hertling und Karolin Küpper-Popp kann man auf Spotify und YouTube hören. Jeden Monat gibt es eine brandneue Folge.
www.youtube.de / www.spotify.de
10.2025 // Redaktion: Anika Pöhner, Foto: privat


